måndag 26 april 2010

das ende der pointen...

12 kommentarer:

Marianne Johansson sa...

"mit der werbeagentur springer & jacoby verschwindet eine haltung - man war jung und sagte ja - denn nach den jahren der gegenkulturen - anti-haltungen und protestbewegungen gab es mitte der achtziger jahre nichts subversiveres als die affirmationen - ja zum konsum - ja zum pop - ja zu hollywood - ja zur mode - ja zum geld und zum erfolg - das subversivste aller jas war jedoch das ja zur werbung - dieses verrufene geschäft mit der verführung war mit einem mal die quintessenz aus all den eben erwähnten eckdaten des neuen glamours - und es gab keine agentur - die diesen glamour so perfekt verkörperte wie springer & jacoby in hamburg - die mitarbeiter waren jung - arrogant und trugen teure schwarze mode - sie waren die stars eines zeitgeistes - der die freudlosigkeit der achtundsechziger und ihrer wiedergänger mit dem dekadenten gestus des dandyismus verabschiedete - der erfolg gab ihnen recht -

Marianne Johansson sa...

- nun haben die inhaber von springer & jacoby am hamburger landgericht isolvenzantrag für die agentur gestellt - das hat viele gründe - die schrumpfenden werbebudgets - die enttäuschten hoffnungen aufs internet - die verflechtungen mit partnern und teilhabern - deren krisen ins eigene kontor durchschlugen - das alles sind aber nur die auslöser eines moments - in dem eine der letzten institutionen einer zutiefst missverstandenen zeit verschwindet - was natürlich widerum viel mit dem aktuellen zeitgeist zu tun hat -

Marianne Johansson sa...

- die subversive affirmation war jedoch keineswegs nur der vorläufer eines hemmunglosen massenkonsums - der im deutschen etwas verkrampft zur spassgesellschaft erklärt wurde - springer & jacoby gehörten zur avantgarde einer werbewelt - die das statut der kreativität für sich beanspruchte - und zwar nicht mehr nur im amerikanischen sinne des 'creative department' - sondern im buchstäblich künstlerischen sinne - werbung sollte unterhalten - war also plötzlich teil und shliesslich spitze der popkultur - die 'cannes-rolle' - jene abendfüllende zusammenstellung aus den besten werbefilmen des alljährlichen internationalen werbefestivals - sah man sich im ausverkauften filmkunstkino an - da gab es nicht nur miniaturen von regisseuren wie wim wenders - ridley scott und david lynch - sondern vor allem spitze pointen und scharfe ironie - in einem land - in dem kalauer und slapstick die medien dominieren - war die -'cannes-rolle' geradezu eine hurmoristisce offenbarung -

Marianne Johansson sa...

- springer und jacoby werden als die bundesrepublikanischen 'mad men' in die geschichte eingehen - ähnlich wie die fernsehfiguren don draper und roger sterling begleiten die hamburger werber ihr land durch eine zeit des radikalen gesellschaftlichen wandels - affirmation - pointe und ironie waren die elegante form einer eigentlich zutiefst aggressiven haltung - die sich dem dogma der bis dahin regierenden ideologien widersetzte - am ende des 20. jahrhunderts sollte es keine allgemeingültigkeiten mehr geben - flüchtigkeit war eine tugend - die werbung - die traditionell das mittel was - die subversion zu zähmen - war in ihrer reinform der verführung die radikalste form - den politischen weg zu verlassen - das wirkt heute - längst so anachronistisch wie überholt - kunst - die musik - die medien und sogar die politik - wurde zum ermüdenden selbstzweck - die agentur springer & jacoby hatte sich da längst von ihrer rolle als hort der pointe-avantgarde verabschiedet - war von der elitären ideenschmiede zum modernen kommunikationskonzern herangewachsen - die funktion der avantgarde übernahmen erst die videoregisseure - dann die webamateure - bis sich die vorreiterrollen in die unzähligen nischen einer zersplitterten popkultur verteilten - und doch blieb der agentur ihr ruf als verschworener zirkel junger vordenker - die mit ihrem gespür für die richtige pointe den zeitgeist auf den punkt bringen konnten -

Marianne Johansson sa...

- vom subversiven stachel der affirmation ist heute nicht mer viel geblieben - pointen gelten als populistischer ausweg - ironie als flucht vor haltung - die doch allerorten eingeklagt wird - längst vergessen ist der eigentliche subversive kern dieser affirmation - schwer zu sagen - wann sich die haltung überlebt hatte - doch schon mit dem mauerfall? - oder erst mit dem 11. september? - im zeitalter von nachhaltigkeit und bewusstsein ist die pointe nun dabei - unaufhaltsam von der predigt abgelöst zu werden - die ironie weicht einer neuen ernsthaftigkeit - die avantgarde der agenturen macht keine werbung mehr - die aktuellen vorreiter verstehen sich als innovationsagenturen - als kommunikationsbetriebe - als think tanks oder beraterfirmen -

Marianne Johansson sa...

- mit der haltung traten auch ihre protagonisten ab - der figur des werbers - jenes durchgestylten - manisch ehrgeizigen - unumstösslich selbstbewussten machers - wie sie ihn reinhard springer und konstantin jacoby so perfekt erkörperten - hat der roman '39,99' von frédéric beigbeder shon vor fast zehn jahren den kulturellen todesstoss versetzt - so ist nun schluss - aber ohne kathartische schlusspointe - was bleibt? im kielwasser der flüchtigkeit vor allem eine vage erinnerung." // Andrian Kreye - 'Feuilleton' - Süddeutsche Zeitung - vom Freitag, den 9. April 2010.

Marianne Johansson sa...

om inte annat så har jag visat här att jag har en viss hemmahörighet i det tyska språket - det språket känns definitivt ej speciellt främmande för mig...

Marianne Johansson sa...

ja süddeutsche zeitung kommer jag alltså lätt över i ett miljöhus härstädes där jag allt emellanåt gör besök - och även om jag i dagsläget ej studerar tyska på uni nivå - vilket jag faktiskt gjorde på kvällstid några terminer fr ht 1985 - så kan jag inte låta bli att ta vara på dessa gratistidningar på tyska språket - liksom jag ej heller kan låta bli att taga vara på många andra tidningar som 'folk' slänger i miljöhuset - själv pren jag numera inte på en enda tidning - det finns i übermass ändå - helt gratis - 'återvinning' är väl ej helt fel ? - nej! - inte så som jag ser på det...

Marianne Johansson sa...

'mehr' statt (i stället för) 'mer'...

Marianne Johansson sa...

jag avstår numera - sen ca 2 år tillbaka - helt och hållet - hundraprocentigt - från att - sort of - taga tillvara det som andra slänger - hur intressant det än må ha kunnat vara... avståndstagandet är hundraprocentigt - jag har lärt mig en läxa - så könnte man es vielleicht ausdrücken... - den enda tidning jag numera - sen ca 2 år tillbaka - mitunter - skummar igenom - och löser korsordet i - är gratistidningen 'metro'...

Marianne Johansson sa...

'insolvenzantrag' i st f 'isolvenzantrag'...

Marianne Johansson sa...

betr det jag skrev den 7 april 2011 kl 17:14 - det skulle - rätteligen - ha stått: 'några terminer från ht 1983' - i st f: 'några terminer från ht 1985'...